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Kulturelle Beziehungen 

Die Thai-Deutschen Beziehungen und Kooperationen im kulturellen Bereich lassen sich bis in die Zeit von König Chulalongkorn zurückverfolgen. Er holte sich deutsche Spezialisten ins Land und übernahm deren wissenschaftliche Erkenntnisse für die Entwicklung Thailands. Beispielsweise kam 1906 (B.E. 2449) Karl Siegfried Döhring, ein deutscher Architekt, nach Thailand. Er entwarf verschiedene Gebäude für die thailändische Staatsbahn, für die er im Regierungsdienst tätig war. Als Ingenieur beteiligte er sich auch am Bau des Bangkoker Hauptbahnhofs Hua Lamphong. Zudem entwarf er den Palast seiner königlichen Hoheit Prinz Dilok Nopparat Khrom Muen Sawanwisai Norabodhi und den Varadis-Palast von Prinz Damrong Rajanubhab. Er entwarf und beaufsichtigte den Bau des Phra Ram Ratchaniwet-Palasts (auch “Wang Ban Puen“ genannt) in Petchaburi. Weiterhin wurde das kuppelförmige Dach der Anantasamakhom-Thronhalle im Dusit-Palast in einer deutschen Gießerei hergestellt und mit dem Schiff nach Thailand transportiert.

Die Thai-Deutschen Beziehungen setzten sich kontinuierlich fort. Im Geiste dieser Fortsetzung schenkte König Chulalongkorn der Stadt Bad-Homburg einen thailändischen Pavillon. Dieser gilt als ein Ausdruck der engen Beziehungen zwischen Thailand und Deutschland: als König Chulalongkorn zum zweiten Mal 1907 (B.E. 2450) Europa besuchte, kam er nach Bad Homburg, um sich behandeln zu lassen. In dieser Zeit entdeckte die Stadt eine neue Mineralwasserquelle und widmete sie deshalb dem König. Die Quelle bekam zu Ehren des Königs den Namen „Chulalongkornbrunnen“. Später beschloss die Stadt, einen thailändischen Pavillon über diesem Brunnen zu errichten. Daraufhin schickte der König einen Bauplan samt der Baumaterialien für den Pavillon als Geschenk nach Bad-Homburg. Allerdings wurde dieser thailändische Pavillon erst nach dem Tod des Königs am 23. Oktober 1910 (B.E. 2453) fertiggestellt. Da Teile des Pavillons bei der Seereise beschädigt worden waren, hatte sich der Aufbau verzögert. Zu den Eröffnungsfeierlichkeiten reiste Prinz Mahidol von Songkhla (sein damaliger königlicher Titel) nach Bad-Homburg. Anlässlich des hundertsten Jahrestages des zweiten Besuches von König Chulalongkorn bauten die thailändischen Regierungsbehörden und die Stadt Bad-Homburg gemeinsam einen neuen thailändischen Pavillon am Brunnen. Die Eröffnungsfeier fand am 20. September 2007 (B.E. 2550) statt.

Darüber hinaus trat in der Regierungszeit von König Chulalongkorn eine private siamesische Musikergruppe im Rahmen ihrer Europatournee auch in Deutschland auf. Im Jahr 1900 (B.E. 2443) feierten Nai Butmahin und sein Ensemble von 20 Künstlern ihre Premiere in Berlin. Professor Dr. Carl Stumpf, ein deutscher Sozialpsychologe und Gründer des Klang-Archives im Institut für Psychologie, bat das Piphat-Ensemble von Nai Butmahin um eine Aufnahme der thailändischen Musikstücke auf Wachszylindern. Diese Aufnahmen fanden im Institut für Psychologie der Universität Berlin statt. Mittlerweile werden die damals original aufgenommenen Wachszylinder im Phonogramm-Archiv Berlin aufbewahrt.

Die Thai-Deutschen Beziehungen und die Kooperationen im Bereich der Kultur wurden kontinuierlich gefördert. Neben dem vom König Chulalongkorn geschenkten Thailändischen Pavillon, der als Zeichen dieser engen Beziehung bezeichnet wird, schenkte König Bhumibol Adulyadej anläßlich des 750. Jahrestages der Stadt Berlin und seines 60. Geburtstages dem Zoologischen Garten in Berlin den Elefanten Chang Phangpha. Chang Phangpha wurde am 30. September 1987 (B.E. 2530) nach Deutschland geschickt und lebt seither im Berliner Zoologischen Garten. Chang Phangpha ist ein weiblicher asiatischer Elefant, sie wurde am 1. März 1987 (B.E. 2530) in Kanchanaburi geboren. Der Name bedeutet „weiblicher Elefant, der aus steilen Klippen stammt”. Chang Phangpha brachte in Berlin vier Elefantenbabys zur Welt. Leider starben die ersten drei Elefantenbabys an einer Infektion mit dem endotheliotropen Elefanten-Herpesvirus (EEHV). Nur ein Elefantenbaby, „Chang Anchali“, das am 12. August 2012 (B.E 2555) geboren wurde, überlebte.

Des Weiteren organisieren die Königlich Thailändische Botschaft in Berlin und das Thailändische Generalkonsulat in Frankfurt gemeinsam mit der Stadt Bad-Homburg jedes Jahr ein thailändisches Fest, um die Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch zwischen Thailand und Deutschland zu fördern. Dieses thailändische Fest wurde erstmals im Jahr 1988 (B.E. 2531) veranstaltet und wird bis heute jedes Jahr begangen. Es gilt als ein wichtiges jährliches Fest in Deutschland.

Neben dem Thailändischen Fest in Bad-Homburg organisieren die verschiedenen Thailändischen Regierungsbehörden und thailändischen Kommunen in Deutschland Veranstaltungen zur kontinuierlichen Förderung und Verbreitung der thailändischen Kunst und Kultur. Darunter sind Darbietungen von thailändischem Tanz und thailändischer Musik sowie Demonstrationen thailändischen Kunsthandwerks wie z.B. Obst-und-Gemüse-Schnitzerei oder das Flechten thailändischer Blumengirlanden. Zusätzlich werden thailändische Künstler unterstützt, z.B. durch die Aufführungen der großen Talente vom Jugendorchester Siam Sinfonietta, vom Suan Plu Chorus, vom Spielmannszug „Siam Symphonic Band“ und vom thailändischen Volksmusik-Quartett E-sean Quartet beim Festival junger Künstler in Bayreuth.

Thailändische Filmregisseure haben auch die Möglichkeit, ihre Werke bei den wichtigsten Filmfestivals in Deutschland vorzustellen, wie z.B. bei den internationalen Filmfestspielen in Berlin, der “Berlinale“, dem Top-Filmfestival in Europa. Dieses Filmfestival findet jedes Jahr im Februar in Berlin statt. In der Vergangenheit wurden bei diesem Filmfestival mehrmals Werke von thailändischen Filmregisseuren für den Goldenen Bären nominiert, darunter der Film “Dek Hor“ von Songyos Sugmakanan und „Invisible Waves“ von Pen-Ek Ratanaruang. Außerdem gab es noch weitere Filme, die bei dem Filmfestival gezeigt wurden, ein Dokumentarfilm „Railway Sleepers“ von Regisseur Sompot Chidgasornpongse und später „Die Tomorrow“ von Nawapol Thamrongrattanarit.

Deutschland leistet seit 1960 (B.E. 2503) über das Goethe-Institut soziale und kulturelle Arbeit in Thailand, um die Verbreitung der deutschen Sprache in Thailand und den kulturellen Austausch zwischen Thailand und Deutschland zu fördern. Dazu werden verschiedene Veranstaltungen im Bereich Tanz, Musik, Theater und Literatur organisiert. Auch gibt es ein Stipendienprogramm, um die Übersetzung deutscher Bücher, auch in thailändische Sprache, zu unterstützen. Ziel ist es, ausländische Verlage bei der Veröffentlichung Deutscher Literatur zu fördern, damit die internationale Leserschaft auf Literatur, Jugend- und Sachbücher sowie auf akademische Arbeiten aus Deutschland zugreifen kann.

Schließlich fördert die deutsche Regierung seit 1981 (B.E. 2524) den Erhalt der wichtigsten Antiquitäten und archäologischen Fundstätten in Thailand. Beispielsweise betreibt das Deutsche Auswärtige Amt ein Projekt zur Aufrechterhaltung der Kultur, bei dem es die Digitalisierung handbeschriebener Palmblätter unterstützt. Darüber hinaus unterstützt das Deutsche Auswärtige Amt auch das Erhaltungsprojekt von „Wat Ratchaburana“ in Phra Nakhon Si Ayutthaya. Dieses Projekt wurde im Jahr 2012 nach der großen Flut, die Thailand im Jahr 2011 (B.E. 2554) großen Schaden zugefügt hat, ins Leben gerufen.