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Akademische Beziehungen 

Die thailändisch-deutschen Beziehungen im Bereich Bildung

Thailand und Deutschland haben schon seit langem gute Beziehungen im Bereich Bildung. Seit Generationen kommen thailändische Studenten zum Studium nach Deutschland. Das erworbene Wissen in den jeweiligen Fachgebieten nehmen sie zurück, um es in Thailand weiterzuentwickeln. König Chulalongkorn (Rama V) schickte während seiner Regentschaft viele seiner Söhne nach Deutschland, um hier zu studieren. Ihr Wissen über moderne Technologien spielte bei der Entwicklung Thailands eine erhebliche Rolle.

So hat beispielsweise

• Seine Königlich Hoheit Prinz Paripatra Sukhumbandh Krom Phra Nakhon Sawan Woraphinit, seine militärische Ausbildung in Deutschland absolviert.
• Prinz Rangsit Prayurasakdi, Prinz von Chainad Narenthorn, das Gymnasium in Halberstadt besucht und danach an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Rechtswissenschaften, Pädagogik und Medizin studiert.
• Prinz Dilok Nopparat Krommuen Sakwisainarabordi Wirtschaftswissenschaften an der Universität München studiert. Anschließend promovierte er im gleichen Fach an der Universität Tübingen. Er war der erste Thailänder, der einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften gemacht hat. Außerdem war er das erste Mitglied der königlichen Familie und der zweite Thailänder überhaupt, der einen Doktortitel erworben hat.
• Prinz Mahidol Adulyadej (Somdet Phra Mahittalathibet Adunyadetwikrom Phra Borommaratchanok) seine Ausbildung an der Kadettenanstalt der preußischen Armee in Potsdam und später an der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde in Berlin gemacht und anschließend die Marineschule Mürwik in Flensburg besucht, wo er einen Wettbewerb zur Konstruktion eines Unterseebootes gewann. Nachdem er die Abschlussprüfung mit den besten Noten bestanden hatte, trat er als Seekadett in die deutsche Kaiserliche Marine ein. Nach Erhalt des Offizierspatents war er drei Jahre als Marineoffizier bei der deutschen Marine tätig und kehrte danach nach Siam zurück. 1925 ging er nach Heidelberg, um ein Medizinstudium aufzunehmen. Hier wurde sein erster Sohn, Prinz Anada Mahidol, der später König Rama VIII, geboren.

Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Bildung

Das Bildungssystem in Deutschland ist einzigartig, stark und zählt seit langem zu den weltweit führenden. Die Berufsausbildungen sind weltweit anerkannt. Deutschland ist hervorragend als führendes Industrieland, fortschrittlich in den Ingenieurwissenschaften, in Wissenschaft und Technologie. Innovationen stellen ein wesentliches Motiv dar für internationale Studierende, auch aus Thailand, um in Deutschland zu studieren.
Das deutsche Bildungssystem fördert die Entwicklung der Kinder frühzeitig und zielt auf die Begabungen jedes Einzelnen ab. In der frühen Kindheit (vor Beginn der Schulpflicht in der Grundschule) können die 3- bis 6-jährigen Kinder den Kindergarten besuchen. Im Kindergarten werden viele Aktivitäten angeboten, z.B. spielen, singen und malen, damit sich die frühkindlichen Fähigkeiten altersgerecht entwickeln können.
Die Schulpflicht in Deutschland beträgt 9 Jahre. Mit 6 Jahren wird das Kind in die obligatorische Grundschule eingeschult, die es für vier Jahre besucht. Anschließend besucht es eine weiterführende Schule, entweder eine Haupt- oder Realschule, ein Gymnasium oder eine Gesamtschule.

Hauptschule: Die Hauptschule beginnt mit der 5.Klasse und endet nach der 9. Klasse mit dem Hauptschulabschluss (entspricht der Prathomsuksa 5 bis Mathayomsuksa 3). Die 10. Klasse ist hier freiwillig.
Realschule: Für die Realschule gibt es die Klassen 5 bis 10 (entspricht der Prathomsuksa 5 bis Mathayomsuksa 4). Die Schüler verlassen diese mit einem Realschulabschluss und beginnen dann eine Berufsausbildung.
Gymnasium: Auf dem Gymnasium können die Schüler die allgemeine Hochschulreife erlangen. Das Gymnasium umfasst beide Sekundarbereiche. Das Gymnasium ist der Weg zum Abitur und ermöglicht den Zugang zu allen Arten von Fachhochschul- oder Hochschulstudiengängen.
Gesamtschule: Die Gesamtschule ist eine Gemeinschaftsschule, die alle Bildungsgänge (Hauptschule, Realschule und Gymnasium) in einer Schule zusammenfasst. Die Schüler können sich für eine Schulform entscheiden.

Hochschulstudium in Deutschland: Die Hochschulausbildung wird in drei Arten von Hochschulen angeboten:

1. Universitäten: der Schwerpunkt an der deutschen Universität liegt besonders auf der Grundlagenforschung, so dass das fortgeschrittene Studium vor allem theoretisch ausgerichtet und forschungsorientiert ist.
2. Fachhochschule: die Fachhochschule konzentriert ihr Studienangebot auf praxisorientierte Ansätze und auf eine berufsbezogene Ausrichtung des Studiums, was integrierte und begleitende Praktika in Industrie oder Unternehmen einschließt.
3. Kunst- und Musikhochschulen: diese Schulen bieten Studiengänge für künstlerische Tätigkeiten, in bildnerischer Kunst, Schauspiel, in den Bereichen Design, Musik und Film an.

Berufsausbildung: Nach dem Schulabschluss können die Schüler die Berufsschule besuchen. Die Berufsschule übernimmt die fachtheoretische und allgemeine Bildung und ist ein Teil der dualen Ausbildung. Die Auszubildenden erhalten dabei nicht nur die Möglichkeit, theoretische Kenntnisse zu erwerben, sondern bekommen auch eine praktische Ausbildung am Arbeitsplatz. Die Dauer einer Berufsausbildung im Dualen System variiert je nach gewähltem Beruf zwischen zwei und drei Jahren. Das deutsche System der beruflichen Bildung mit seiner dualen Berufsausbildung wird von sehr vielen Nationen anerkannt. Thailand setzt in der Bildungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Thailand den Fokus auf Erfahrungen und akademische Einrichtungen. Mit deutscher Unterstützung wurde 1959 die Technology North Bangkok School gegründet, die heute die renommierte King Mongkut’s University of Technology North Bangkok ist. Außerdem hat sich die Bildungszusammenarbeit, besonders im Dualen System, zwischen beiden Ländern seit vielen Jahren noch intensiver fortgesetzt. Beide Länder haben inzwischen schon das vierte Memorandum of Understanding für duale Bildung unterzeichnet.

Thailands Projekt „Haus der kleinen Forscher“ ist eine Zusammenarbeit zwischen Thailand und Deutschland im Bereich der
frühkindlichen Bildung, um die Motivation und das Interesse für Naturwissenschaften zu fördern. Es ist ein Projekt, das Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Maha Chakri Sirindhorn initiiert hat, um die Entwicklung des naturwissenschaftlichen Unterrichts in Thailand zu fördern. In Zusammenarbeit mit dem Haus der kleinen Forscher in Deutschland fördert es die Bildung von Kindern in Naturwissenschaften, Mathematik und Technik, indem es Lehrer und Erzieher beim Lehren und Lernen unterstützt. Dieses Projekt dient der Unterstützung von Kleinkindern, die Naturwissenschaften für sich zu entdecken.

Das thailändische DESY-Sommerprogramm für Studenten fördert die Entwicklung von thailändischen Jugendlichen. Das Programm bietet einen Erfahrungsaustausch in den Bereichen Forschung, Entwicklung, Wissenschaft und Technologie. Die ausgewählten thailändischen Studenten im 4. Jahrgang des Bachelor- bzw. im 1. oder 2. Jahrgang des Masterstudiums bekommen während des Sommerstipendiums für ca. acht Wochen die Chance, gemeinsame Forschungsaktivitäten mit Studenten aus anderen Nationen in Europa durchzuführen. Die Studenten erhalten je nach ihrem selbstgewählten Themengebiet auch die Möglichkeit, in der DESY-Forschungsanlage in Hamburg zu arbeiten. Angebotene Themengebiete sind physikalische Experimente mit Elementarteilchen, Experimente mit dem Synchroton, Forschung mit Teilchenbeschleuniger, Theorie der Elementarteilchen und Berechnungen in der Hochenergiephysik.

Der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) ist eine wichtige Organisation zur Förderung der deutschen Sprache im Hochschulbereich in Thailand. Der DAAD bietet Studienstipendien und Forschungsaufenthalte für Graduierte und Wissenschaftler an. Der DAAD in Thailand begann 1957 mit der Entsendung eines Lektors für die deutsche Sprache an die Chulalongkorn Universität. Durch die Unterstützung des DAAD wurde das Studienangebot im Fach Deutsch an thailändischen Hochschulen weiterentwickelt, zahlreiche Lektoren vermittelten die deutsche Sprache und Literatur an Universitäten wie z.B. an der Chulalongkorn-Universität, der Thammasat-Universität, der Universität Chiang Mai und der Sirindhorn International Thai-German Graduate School of Engineering (TGGS). Jährlich organisiert der DAAD mehr als 300 Stipendienaufenthalte an deutschen Hochschulen. Die Kooperation auf akademischer Ebene ist die Unterstützung der Eröffnung des German Southeast Asian Centre of Public Policy and Good Governance (CPG). Das CPG hat seinen Sitz an der Thammasat-Universität.
Außerdem bieten viele Universitäten in Deutschland die thailändische Sprache, Thailandistik- und Südostasienstudiengänge für Studenten an, z.B. an der Humboldt-Universität in Berlin, der Universität Passau, der Goethe-Universität in Frankfurt und der Universität Freiburg .

Königlich Thailändische Botschaft, Berlin
Januar 2021